über mich und meine geschichte

Ich war mir jedoch damals der Grenzen meiner Belastbarkeit leider nicht bewusst. Das Vollzeitstudium ging, in Kombination mit meiner Arbeit, weit über das hinaus, was ich leisten konnte und dennoch schien es einfach nie genug. Den Ansprüchen, die ich damals an mich selbst stellte, konnte ich nie gerecht werden. Wie jeder andere machte ich Überstunden ohne Ende und konnte aus Pflichtgefühl nur selten nein sagen.

Diese fehlende Selbstfürsorge machte sich bald bemerkbar und ich erinnere mich an Phasen, in denen ich morgens aufstand und einfach nur weinte, weil einfach alles zu viel war. Die fehlende Wertschätzung, das Gefühl weder den Patienten noch Kollegen gerecht werden zu können war zermürbend. Ich war vollkommen im Leistungsprinzip unterwegs und machte nach dem Studium noch mein 2. Staatsexamen, um endlich das Gefühl zu bekommen genug zu sein.

Um freier arbeiten zu können, begann ich danach als Pflegepädagogin an einer Krankenpflegeschule in freier Trägerschaft zu arbeiten. Nach 3,5 Jahren übernahm ich die Schulleitung und erlebte die wohl lehrreichste Zeit meines Lebens. Denn damals brach fast das gesamte Team zusammen und ich durfte mir die Frage stellen, was das mit mir zu tun hatte. Meine eigenen Schuldzuweisungen und die Scham es nicht geschafft zu haben, ließen in meinem Inneren und im Äußeren alles zusammenbrechen.

Irgendwann begann ich mich zu fragen, wer ich eigentlich war, wenn ich nicht arbeitete oder vollkommen erschöpft auf meinem Sofa lag. Denn mein soziales Leben war quasi nicht existent. Selbst Zuhause war ich mit dem Kopf bei der Arbeit und jedes bisschen freie Zeit brauchte ich, um mich zu erholen. Ich begann mich mit Persönlichkeitsentwicklung zu beschäftigen. Ich wollte wieder zurück zu meinem Strahlen finden und so leben, wie ich WIRKLICH bin: Voller Leichtigkeit, Freude und in Freiheit.

In dieser Zeit erlaubte ich mir endlich, mich wieder um mich zu kümmern. Ich entdeckte meine Mandalakunst als eine Form der Meditation, die mich immer wieder zentrierte und in meine innere Kraft brachte. Regelmäßige Auszeiten in der Natur, beim Sport und in der Sauna halfen mir, meinen Körper und mich selbst wieder zu spüren. Ich fand Wege, in herausfordernden Zeiten bei mir zu bleiben. Durch den Kontakt mit mir selbst stellte ich irgendwann fest, dass mir die Arbeit mit Menschen und das Unterrichten fehlte und ich in der Pflege allein über die Azubis nichts verändern konnte.

Ich weiß, dass ich das Gesundheitssystem nicht verändern kann. Jedoch sind wir nicht Opfer des Systems. Wir haben die Macht die Beziehungen zu uns selbst und unseren Kollegen zu verändern. Denn die Arbeit geht so viel leichter von der Hand, wenn das Team zusammenhält und eine gute Kommunikation pflegt. Indem wir auf unsere eigenen Bedürfnisse und Energie achten und bei uns selbst anfangen, können wir Veränderung in der Pflege initiieren. Denn Arbeit muss nicht auf Angst und Leistungsdruck basieren, sondern darf Freude und Leichtigkeit sein.